Jede Krise ist anders, aber die weltweite Pandemie hat eine spezielle Besonderheit: In allen Emerging Markets mit Ausnahme von China sind die Folgen des Virus für die Wertpapiermärkte gravierender als seine Ausbreitung selbst.
Die gute Nachricht ist aber, dass sich die Weltwirtschaft weiter erholt. Da Investoren aus sicheren Häfen in risikoreichere Assetklassen umschichten, könnten die Mittelzuflüsse in die Emerging Markets steigen und sich das Umfeld für Emerging-Market-Aktien verbessern. Weil die US-Zinsen längere Zeit niedrig bleiben dürften, könnten die Zentralbanken der Emerging Markets ihre Zinsen weiter senken und ihren Unternehmen die Finanzierung vereinfachen. Diese Faktoren sprechen für die Emerging Markets, weil angesichts der niedrigen Zinsen das Interesse an höheren Renditen zunimmt und die Aussicht auf steigende Unternehmensgewinne besteht.
Faktencheck
Die Emerging Markets umfassen heute über 60 Länder mit unterschiedlichen Fundamentaldaten, individuellen Wachstumsmustern und häufig sehr verschiedenen Unternehmensbewertungen. Sie haben sich zwar weiterentwickelt, haben aber noch immer nur 12%1 Anteil am globalen Aktienmarkt. Dennoch sind sie die wichtigsten Faktoren für die Weltkonjunktur. Auf sie entfällt ein großer Teil des globalen BIPs und des Weltwirtschaftswachstums.2
Ein vergleichbarer Trend lässt sich auf Unternehmensebene beobachten, wo einige internationale Unternehmen große Teile ihrer Umsätze an den Emerging Markets erzielen, wie wir im letzten Kapitel geschrieben haben. Der Anteil der in den Emerging Markets entstandenen Umsätze am Gesamtumsatz einiger Unternehmen ist stärker gestiegen als die Inlands- bzw. Industrieländerumsätze.
1 Stand der Daten 30. September 2020. Anteil des MSCI Emerging Markets Index am MSCI All Country World Index (ACWI), gemessen am Marktwert in %. Quelle: MSCI 2 Stand der Daten April 2020. Quelle: Internationaler Währungsfonds: World Economic Outlook Database
Die steigende Bedeutung der Emerging Markets für die Unternehmensumsätze
Die Ergebnisse der Vergangenheit sind keine Garantie für künftige Ergebnisse. Diese Angaben dienen nur der Information. Sie sind kein Angebot, keine Aufforderung und keine Empfehlung zum Kauf oder zum Verkauf der hier erwähnten Wertpapiere oder Anlageinstrumente. Stand der Daten 31. Dezember 2019. Die beispielhaft genannten Unternehmen dienen nur zur Illustration. EM: Emerging Markets. IL: Industrieländer. Quellen: Capital Group, MSCI, FactSet
Chancen an den Emerging Markets nutzen mit einem langen Anlagehorizont
Langfristig haben Emerging-Market-Aktien hohe Erträge erzielt, waren aber auch volatiler als Aktien aus anderen Ländern. Der MSCI Emerging Markets Index ist während des letzten Aufschwungs der Assetklasse um 78% gestiegen, aber es gab auch lange Phasen mit Stagnation sowie starke Einbrüche.
Auch der Vergleich von ausgewählten Emerging-Market-Anleihen und Anleihen aus den Industrieländern zeigt, dass die Emerging-Market-Anleihenindizes langfristig trotz volatiler Phasen attraktive Erträge erzielt haben.
Emerging-Market-Aktien: Eine volatile, aber ertragreiche Assetklasse
Die Ergebnisse der Vergangenheit sind keine Garantie für künftige Ergebnisse. Nur zur Illustration. Anleger können nicht direkt in einen Index investieren. Daten bis zum 30. Juni 2020. Erträge in USD. Abbildung umbasiert (31. Dezember 1988 = 100). CAGR: kumuliertes jährliches Wachstum in Prozent. Quelle: Datastream 1 MSCI Emerging Markets Index (Gross Dividends Reinvested). 2 MSCI World Index (Gross Dividends Reinvested)
Ausgewählte Emerging-Market- und Industrieländer-Anleihenindizes im Vergleich
Die Ergebnisse der Vergangenheit sind keine Garantie für künftige Ergebnisse. Nur zur Illustration. Anleger können nicht direkt in einen Index investieren. Angaben in USD, Stand 30. Juni 2020. EM: Emerging Markets. 1 JPMorgan GBI-EM Global Diversified Index. Quelle: JPMorgan 2 JPMorgan EMBI Global Diversified Index. Quelle: JPMorgan 3 Bloomberg Barclays Euro Aggregate Index (USD Hedged). Quelle: Bloomberg Barclays 4 Bloomberg Barclays US Aggregate Index. Quelle: Bloomberg Barclays
Strategien für Emerging-Market-Anlagen
Angesichts der genannten Faktoren sind die Aussichten für das Wachstum der Emerging Markets hervorragend. Aber wie können Investoren an diesen wachstumsstarken Märkten investieren, ohne das Risiko ihres Gesamtportfolios zu stark zu erhöhen?
Jeder Investor hat eigene Strukturen, Mittel und strebt einen unterschiedlich hohen Emerging-Market-Anteil an seinem Portfolio an. Die folgende Tabelle enthält eine Auswahl von Portfoliostrategien für unterschiedliche Anforderungen und einige Beispiele für ihre Umsetzung mit Core-Assetklassen. Die gezeigten Strategien können sich überschneiden, und die Liste ist nicht vollständig.
Integriert
Speziell
Flexibel/gemischt
Nische
Anleihenbeispiele
Globale. Staatsanleihen (Industrieländer & EMs)
EM-Lokal- oder Hartwährungsanleihen
EM-Anleihen gemischt
EM-Linker oder EM-Unternehmensanl.
Aktienbeispiele
Globale Aktien
Aktien mit EM-Notierung
Industrieländeraktien mit Umsatz in den EMs + EM-Aktien
Small Caps aus Frontiermärkten oder EMs
Multi-Asset-Beispiele
EM-Aktien und EM-Anleihen gemischt
Überlegungen
Angepasst an die Entwicklung der globalen Märkte und die Integration lokaler Unternehmen in die Weltwirtschaft
Direkte EM-Anlage, die in einige der wachstumsstärksten Teile des Anlageuniversums investiert
Ermöglicht dem Manager ein umfassendes Risikomanagement
Flexibilitätsbeschränkende Kundenentscheidungen über die Asset-Allokation
Nutzt Teile des Anlageuniversums, die in traditionellen Indizes unterrepräsentiert sind, und bietet möglicherweise höhere Liquiditäts- und Ineffizienzprämien
Herausforderungen
Möglicherweise zu geringer EM-Anteil
Investiert in risikoreichere Bereiche und ist deshalb direkt mit EM-Risiken verbunden
Nur wenige Manager bieten einen gemischten Ansatz
Erfordert mehr/genauere Asset-Allokation und investiert in illiquide Teile des Marktes
Spezielle Strategien, die von mehreren Portfoliomanagern mit einander ergänzenden Stilen gesteuert werden, können Investoren, die direkt in die Emerging Markets investieren wollen, mehr Diversifikation bieten und zugleich die Risiken isolierter Einzelentscheidungen begrenzen, wodurch die Gesamtstrategie stabiler wird.
Bei Multi-Asset-Anlagen können Portfolios mit einer gemischten Strategie aus Aktien und Anleihen aus Schwellenländern flexibel in das größtmögliche Emerging-Market-Anlageuniversum investieren und dessen Vielfalt nutzen. Dieser Ansatz ermöglicht die breiteste Diversifikation innerhalb einer Emerging-Market-Strategie und hilft, die Volatilität zu begrenzen.
Eine Strategie, die sowohl in Industrieländerunternehmen mit Umsätzen in den Emerging Markets als auch direkt in Emerging-Market-Aktien investiert, bietet Investoren besonders zahlreiche Chancen in wachstumsstarken Bereichen, die in den traditionellen Emerging-Market-Indizes unterrepräsentiert sind. Dieser Ansatz nutzt das Wachstumspotenzial der Emerging Markets am umfassendsten und bietet Zugang zu einer Reihe von Branchen und Unternehmen, die ihren Sitz auch außerhalb der Schwellenländer haben können. Durch die Flexibilität, auch in Industrieländerunternehmen investieren zu können, hat die Strategie Zugang zu den liquiden und vielfältigen Märkten dieser bereits reifen Länder. Emerging Markets sind häufig weniger liquide und vielfältig.
Durch die Flexibilität, auch in Industrieländerunternehmen investieren zu können, hat die Strategie Zugang zu den liquiden und vielfältigen Märkten dieser bereits reifen Länder. Emerging Markets sind häufig weniger liquide und vielfältig.
Der folgende Text ist ein Auszug aus einem Interview mit Luis Freitas de Oliveira, Portfoliomanager bei der Capital Group, über die Hintergründe für die Entwicklung eines Multi-Asset-Ansatzes für Emerging-Market-Anlagen:
Vorteilhafte Vielfalt
Die Capital Group ist ein Vorreiter für Aktien-, und Anleiheninvestments an den Emerging Markets. Als ich mit Kollegen sprach, die die Bedürfnisse unserer Kunden kennen, stellten wir fest, dass für Investoren mit Interesse an Emerging-Market-Anlagen deren hohe Volatilität das größte Hindernis war. Deshalb dachten wir, dass wir mit einer Strategie, deren Volatilität niedriger ist als die einfacher Emerging-Market-Aktienanlagen, die aber dennoch am Aufwärtspotenzial dieser Märkte partizipiert, einen echten Wettbewerbsvorteil hätten. So hat es angefangen.
Das Wachstumspotenzial der Emerging Markets nutzen bei weniger Volatilität
Anlagen in das gesamte investierbare Emerging-Market-Anlagenuniversum haben zwei wichtige Vorteile. Der erste ist der gute Marktzugang. Mit Aktien kann man nicht in alle interessanten Bereiche der Welt investieren. Die Kapitalmärkte der Länder befinden sich in unterschiedlichen Phasen ihrer Entwicklung. Deshalb ist auch ihre Wirtschaftsstruktur unterschiedlich. Manche haben keine besonders vielfältigen Aktienmärkte, in die man investieren könnte. Hier sind Anleihen die einzige Möglichkeit, an den Wachstumschancen dieser Länder zu partizipieren.Der zweite Vorteil ist die Diversifikation. Durch sie können wir dafür sorgen, dass die Volatilität deutlich niedriger ist als die der traditionellen Aktienmärkte. Aktien und Anleihen sind in den Emerging Markets zwar noch immer korreliert, aber die Korrelation hat nachgelassen.
In manchen Teilen des Anleihenmarktes kann sie sogar sehr niedrig sein. Der Diversifikationsvorteil, also die Begrenzung der Volatilität, ist ein weiterer wichtiger Vorteil für Investoren.
Die Vorteile des globalen Research der Capital Group
Das Emerging-Market-Anlageuniversum ist so groß, dass die Portfoliomanager nicht alle wichtigen Informationen aus erster Hand haben können. Deshalb nutzen wir den Austausch mit unseren Analysten weltweit, bevor wir unsere Überzeugungen formulieren. Ich denke, es wäre unmöglich, die Ziele dieser Multi-Asset-Strategie zu erreichen, wenn wir unseren speziellen globalen Researchansatz nicht hätten.
Wir brauchen unterschiedliche Perspektiven. Wir müssen die relative Bewertung verstehen. Wir müssen Trends erkennen, sobald sie entstehen, auch in Bereichen, mit denen wir uns normalerweise nicht befassen.
Passend zur Asset-Allokation der Investoren
Kleinere Pensionspläne und Stiftungen können sich unseren Multi-Asset-Ansatz als eine Art Komplettlösung für Emerging-Market-Anleihen und -Aktienanlagen vorstellen, bei dem sie sich keine Gedanken über die Asset-Allokation machen müssen, weil die in unsere Strategie integriert ist. Einige wenige Kunden betrachten unseren Ansatz als alternative Strategie, weil sie so wenig mit der Indexentwicklung korreliert ist. Durch diese geringe Korrelation erfüllt sie durchaus die Kriterien einer alternativen Strategie. Wir wollen aber betonen, dass es sich hierbei um ein langfristiges Anlageinstrument für die Emerging Markets handelt. Als kurzfristiges Investment ist unsere Strategie sicher nicht geeignet.
Die Ergebnisse der Vergangenheit sind keine Garantie für künftige Ergebnisse. Die Emerging-Market-Länder sind volatil und können illiquide werden. Diese Informationen sind weder als umfassend noch als Beratung zu verstehen.Diese Angaben dienen nur der Information. Sie sind kein Angebot, keine Aufforderung und keine Empfehlung zum Kauf oder zum Verkauf der hier erwähnten Wertpapiere oder Anlageinstrumente.