Fallstudie: Frontiermärkte
Frontiermärkte sind in der Regel Emerging Markets, die (gemessen am Pro-Kopf-Einkommen) noch am Anfang ihrer Entwicklung stehen und mit Ratings unter Investment Grade bewertet werden. Für viele Investoren sind Frontiermarktanleihen noch immer Neuland, zumal sie in den wichtigen Indizes nicht vollständig enthalten sind. Wir gehen davon aus, dass in den nächsten zehn Jahren mehr Frontiermarkt-Länder beginnen, Anleihen an den globalen Kapitalmärkten zu emittieren. Frontiermarktanleihen bieten Investoren neue Chancen, aber Anlagen in diesen kleineren, weniger effizienten Märkten sind auch mit einer Reihe von einzigartigen Herausforderungen und Risiken verbunden.
Das Interessanteste an den Frontiermärkten ist ihr Wachstumspotenzial. Viele traditionelle Emerging Markets wie Mexiko, Russland oder Südafrika haben sich mittlerweile sehr stark entwickelt, mit stabileren Staatsorganen und einer besseren Infrastruktur. Deshalb werden sie vermutlich in Zukunft nicht mehr so stark wachsen wie in den letzten Jahrzehnten. Unterdessen sind ihre Finanzmärkte vielfältiger geworden, und die Risikoprämien sind zurückgegangen – ebenso wie die erwarteten Erträge von Emerging-Market-Anlagen. Im Gegensatz dazu befinden sich viele Frontiermärkte wie Kenia, Sri Lanka und Bangladesch noch am Anfang ihrer (wirtschaftlichen, politischen und finanziellen) Entwicklung und weisen viele der positiven Eigenschaften auf wie anfangs die Emerging Markets.
Eine dieser Eigenschaften hat zu einem besonders schnellen und starken Wachstum geführt: die junge und wachsende Bevölkerung. Viele Frontiermärkte profitieren derzeit von einem Demografie-Vorteil. Die Zahl ihrer Erwerbstätigen steigt vorübergehend stärker als die Zahl der Menschen, die von diesen abhängen. Dadurch werden Mittel für Investitionen in die Entwicklung der Wirtschaft und in das Sozialsystem möglich. Grundsätzlich sind Grunderzeugnisse und Dienstleistungen in den Frontiermärkten weniger stark verbreitet. In vielen steigt aber die Verbreitung von Leistungen der New Economy wie mobile Zahlungen und Banking schnell.
Ein weiterer Vorteil der Frontiermärkte sind ihre diversifizierenden Eigenschaften. In der Vergangenheit waren die Frontiermärkte nur gering mit den Industrieländern, den Emerging Markets und untereinander korreliert. Das liegt zum Teil daran, dass ihre Investoren meist aus dem Inland kommen und diese ihre Wertpapiere in der Regel aktiv managen.
Zudem ist ihre Verschuldung niedriger, sodass sie weniger abhängig von weltweiten Währungs- und Zinsschwankungen und weniger am internationalen Handel beteiligt sind.
Alle Investitionen sind mit Risiken verbunden. An den Frontiermärkten gibt es aber zusätzliche Risiken, weil es keine inländischen Pensionsfonds gibt, die Kapitalmarktinfrastruktur weniger gut entwickelt ist und die Regulierungsstandards schwächer sind. All dies bietet an etablierteren Märkten einen gewissen Schutz gegen Schocks. Besonders wichtig ist, dass in den Frontiermärkten die politischen und governancebezogenen Risiken höher sind (Korruption, soziale Unruhen etc.) und ihre Konjunktur stärker schwankt. Außerdem sind sie üblicherweise weniger liquide als weiter entwickelte Emerging Markets. Deshalb können Papiere aus den Frontiermärkten in wirtschaftlich sehr schwachen Phasen stark an Wert verlieren. Aus all diesen Gründen sind Anlagen in die Frontiermärkte nicht immer einfach. Hinzu kommt, dass die Frontiermärkte sehr heterogen sind und deshalb eingehende Analysen erfordern. Wichtig ist, dass man sich für Unternehmen oder Länder entscheidet, die auf einem guten Weg zu Reformen sind, oder in Firmen investiert, die unabhängig von ihrem Unternehmenssitz erfolgreich sein dürften.
Diese Angaben dienen nur der Information. Sie sind kein Angebot, keine Aufforderung und keine Empfehlung zum Kauf oder zum Verkauf der hier erwähnten Wertpapiere oder Anlageinstrumente.