Der Markt für Emerging-Market-Anleihen ist in den letzten Jahrzehnten gewachsen und diversifizierter geworden. Das macht die Assetklasse für mehr Investoren interessant. Die Emissionsvolumina sind ebenso gestiegen wie die Liquidität. Die Zinsstrukturkurven haben sich weiterentwickelt, sodass aktive Investoren durch die Laufzeitensteuerung Mehrwert schaffen können. Aufgrund all dieser Verbesserungen ist auch die Eigentümerstruktur vielfältiger geworden. Das Verhältnis zwischen ausländischen und inländischen Gläubigern ist heute ausgewogener. Diese Entwicklung dürfte sich auch in den nächsten zehn Jahren fortsetzen. Deshalb gewinnt ein aktiver Ansatz zunehmend an Bedeutung. Einer seiner Vorteile ist der Zugang zu unterschiedlichen Ertragsquellen, weil man auch außerhalb des Index investieren, verschiedene Ertragsfaktoren nutzen und Risiken auf mehreren Stufen managen kann. Ein weiterer Vorteil ist die Möglichkeit einer flexibleren Allokation, durch die sich ungewünschte Auswirkungen der Indexzusammenstellung mindern lassen.
Das größtmögliche Anlageuniversum
In einigen Indizes sind die möglichen Komponenten aufgrund der Methodik und bestimmter Vorgaben eingeschränkt. Das kann Nachteile für passive Investoren bedeuten, weil sie (möglicherweise ungewollt) nur in einen kleineren Teil des Emerging-Market-Anlageuniversums investieren, den die Indexanbieter bestimmen. Durch den Zugang zu einer größeren Auswahl an Märkten und Anlageinstrumenten könnten vielfältigere Alphachancen und mehr Diversifikation entstehen. Viele Frontiermärkte nutzen die weltweit niedrigen Zinsen, um erstmals Anleihen an den internationalen Kapitalmärkten zu emittieren. Dieser Trend dürfte in den nächsten zehn Jahren anhalten. Zahlreiche Frontiermärkte sind, neben China und Indien, Beispiele für Länder mit möglicherweise interessanten Investmentchancen. In den wichtigen Emerging-Market-Anleihenindizes sind sie allerdings nur wenig vertreten. Deshalb gibt es in diesen Ländern auch grundsätzlich eher wenige ausländische Gläubiger.
Flexiblere Allokation
Mit einem aktiven Ansatz kann man das Kapital flexibler investieren und damit einige der unerwünschten Folgen der Methoden zur Indexzusammenstellung mindern. Am Anfang der Konstruktion eines Emerging-Market-Index stehen immer die umlaufenden Anleihen. Es gilt: Je mehr Schulden ein Land hat, desto größer ist sein Indexgewicht. Eine passive Strategie verändert sich analog zu den Veränderungen der Indexzusammensetzung infolge von Anpassungen. Weil die Verschuldung in einigen Emerging Markets im Zuge der Corona-Pandemie wieder gestiegen ist, steigen die Indexanteile von Ländern mit nicht tragfähigen Schulden. In diesem Zusammenhang ist anzumerken, dass die Prognose des technischen Marktumfelds aktiven Investoren einen Informationsvorteil gegenüber passiven Strategien bieten kann, da Aufnahme und Ausschluss von Ländern in und aus Indizes enorme Auswirkungen auf das Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage haben können.
Die unten stehende Abbildung zeigt die Beiträge der einzelnen Länder zum Ertrag des JPMorgan GBI-EM Global Diversified Index im Jahr 2019. Der Index erzielte in diesem Zeitraum 13,5% Plus. Man sieht, wie nur wenige Länder die Erträge über einen Zeitraum bestimmen können und wie wichtig es ist, die Positionierung in diesen Ländern effizient zu managen. Etwa 75% des Indexertrags im Jahr 2019 entfielen auf fünf Länder.
Kumulierter Beitrag zum Indexertrag (in %)
Die Ergebnisse der Vergangenheit sind keine Garantie für künftige Ergebnisse. Stand der Daten 31. Dezember 2019. Index: JPMorgan GBI-EM Global Diversified Index. Quelle: JPMorgan
Risikomanagement
Mit einem aktiven Ansatz können Investoren Währungs-, Laufzeiten- und Durationsrisiken von Lokalwährungsanleihen isolieren und steuern und bei Hartwährungsanleihen das Dollar-Durationsrisiko vom Kreditrisiko trennen.
Besonders wichtig ist das bei Lokalwährungsanleihen, zumal die Verluste seit Jahresanfang außchliesslich auf die schwache Währung zurückzuführen sind. Eine fallweise Währungsabsicherung ermöglicht Investoren, an Aufwertungen zu partizipieren, Währungsrisiken zu steuern und die Auswirkungen von Abwertungen abzufedern. Selbst wenn ein aktiver Manager von der Abwertung einer bestimmten Währung ausgeht, entscheidet er sich möglicherweise aus Kostengründen gegen eine Absicherung. Bei großer Zuversicht für einen Anleihenmarkt und kleineren Zweifeln an der Währung kann es günstiger sein, das Währungsrisiko nicht abzusichern. Angesichts der großen Ertragsunterschiede zwischen den einzelnen Emerging Markets erzielt eine vollkommen oder gar nicht währungsgesicherte Strategie nicht immer das optimale Ergebnis.
Die Zinsstrukturkurven entwickeln sich unterschiedlich und haben aufgrund der sich verändernden Marktbedingungen verschiedene Formen. Aus unserer Sicht wird das in den nächsten Jahrzehnten noch wichtiger, weil die Märkte größer und diversifizierter werden. Mit dem Einsatz von Derivaten in bestimmten Märkten können Investoren in die Anleihen eines Landes investieren und Laufzeitensteuerung als zusätzliche Ertragsquelle nutzen. Beispielsweise lassen sich mit Zinsswaps bei einem aktiven Ansatz die Positionen in bestimmten Laufzeitsegmenten steuern, ohne zugleich andere Risiken wie Währungs- oder Staatsrisiken einzugehen. Allerdings entsteht dann ein Kontrahentenrisiko. Aktive Investoren können Zinsswaps zudem als Ersatz für weniger liquide Lokalwährungsanleihen oder zur Umgehung von Handelsrestriktionen für bestimmte Anleihen nutzen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass eine aktive Strategie Investoren Zugang zu mehr Ertragsquellen, eine flexiblere Allokation und die Möglichkeit bietet, unterschiedliche Ertragsfaktoren und Instrumente für das Risikomanagement zu nutzen.
Ein stabiler Konjunkturausblick kann gut für Aktien sein, aber Emerging-Market-Aktienmärkte werden vom Zusammenspiel vieler weiterer Faktoren bestimmt. In Kapitel 3 befassen wir uns mit einigen der wichtigsten Faktoren für Emerging-Market-Aktien und betrachten unter anderem Währungen und die Indexgewichtungen. Ausserdem untersuchen wir die Auswirkungen besserer Kapital- und Informationsflüsse und beschreiben, wie dadurch alternative Anlagemöglichkeiten in Emerging-Market-Aktien entstehen.
Hier klicken, um die Fallstudie in einem neuen Fenster zu öffnen
Die Ergebnisse der Vergangenheit sind keine Garantie für künftige Ergebnisse. Die Emerging-Market-Länder sind volatil und können illiquide werden. Diese Informationen sind weder als umfassend noch als Beratung zu verstehen.Diese Angaben dienen nur der Information. Sie sind kein Angebot, keine Aufforderung und keine Empfehlung zum Kauf oder zum Verkauf der hier erwähnten Wertpapiere oder Anlageinstrumente.